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Juli 2018 - Leadership Berlin

Veränderungsprozesse und Wandel am Beispiel des Braunkohleabbaus

Eingetragen am 10.07.2018

10. Juli 2018 | By |

Am Samstag, dem 2. Juni 2018 waren wir mit einem Einzelprogrammtag zu Gast bei der Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz Energie Kraftwerke (LEAG) statt. Auf Einladung von Leadership Brandenburg e.V. gemeinsam mit Leadership Berlin e.V. traf sich eine vielfältig zusammengesetzte Gruppe von 20 Führungskräften und beschäftigte sich einen Tag lang mit den besonderen Herausforderungen der Lausitz, einer Region, die massiv mit Umstrukturierung und Veränderung konfrontiert ist.

Aus verschiedenen Perspektiven gingen sie Fragen nach, welche Strategien Verantwortungsträger vor Ort verfolgen und wie Menschen mit Führungsverantwortung dort ihre Zukunft aktiv gestalten. Wie vielfältig die Gruppe zusammengesetzt war, zeigte sich gleich zu Anfang bei einem Meinungsstrahl zu der Frage, ob der Braunkohleausstieg sofort erfolgen solle oder nicht. Hier fächerten sich die Meinungen von totaler Zustimmung bis hin zu vollkommener Ablehnung sehr breit auf. Ganz in diesem Sinne wechselten sich dann auch den ganzen Tag über Neugier mit Skepsis oder auch Überraschung ab.

Gastgeber des Tages waren die Lausitz Energie Bergbau AG und die Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG), die als Arbeitgeber von 8.000 Mitarbeitern und nochmals rund 12.000 indirekten Arbeitsplätzen in Zulieferbetrieben den Alltag vieler Menschen in der Region prägt. Unter Anleitung von Herrn Dr. Rendez, dem Vorstandsvorsitzenden der LEAG, erlebte die Gruppe neben einer Fahrt durch den Braunkohletagebau Welzow-Süd auch eine Führung durch das Kraftwerk Schwarze Pumpe. Am Nachmittag konnten wir dann außerdem noch drei weitere lokale Gesprächspartner mit ganz unterschiedlichen Perspektiven begrüßen. Frau Christine Herntier ist als Bürgermeisterin von Spremberg nahe an den Bedürfnissen der Bürger und wird deren Interessen auch in der Kommission ‘Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung‘ vertreten. Dr. Wolfgang Krüger kennt als Geschäftsführer der IHK Cottbus die direkten und indirekten Abhängigkeiten vieler, insbesondere auch kleinerer Unternehmen der Region vom Tagebau. Ein Mittler zwischen den vielen Stimmen in der Region wiederum ist Pfarrer Burkhard Behr, der seit letztem Herbst das von der evangelischen Kirche eingerichtete Zentrum für Dialog und Wandel leitet.

In den unterschiedlichen Darstellungen unserer Gesprächspartner wurden einige Punkte deutlich. Zum einen erleben alle Gestalter vor Ort, dass sie selten oder nur in geringem Umfang in die Entscheidungsprozesse und Zukunftsplanungen für die Region eingebunden werden. Die politischen Vertreter aus dem gefühlt weit entfernten Berlin kommen, wenn überhaupt, nur kurz in die Region und machen sich nur oberflächlich ein Bild von den Gegebenheiten und Bedürfnissen der Menschen. Die Zerrissenheit und Zerstrittenheit der Betroffenen, aber auch die Frustration und ein Gefühl von Machtlosigkeit schlagen sich unter anderem in der hohen AfD Wählerquote nieder. Viele erleben es als Hohn, dass in Berlin der Flugverkehr massiv ausgebaut wird und dabei die CO2 Bilanz offenbar nur eine geringe Rolle spielt, wohingegen eine von massiver Arbeitslosigkeit bedrohte Region aus demselben Grund ein gut wirtschaftendes Unternehmen schließen soll. In diesem Zusammenhang überraschte viele Teilnehmende die Information, dass die Umschichtung der Böden und die streng geregelte Rekultivierung nach dem Abbau der Braunkohle bewirkt, dass die landwirtschaftliche Qualität der Flächen im Anschluss oftmals deutlich höher ist, als es die „Märkische Sandbüchse“ davor war.

Die Meinungsvielfalt der Teilnehmenden war auch nach dem Tag groß, aber durch die hautnahen Erlebnisse und einige Stunden intensiver Beschäftigung mit den unterschiedlichen Facetten, konnten wir ein deutlich besseres Gefühl für die Komplexität der Themen rund um die Braunkohle in der Lausitz gewinnen. Eine Reihe von Sichtweisen hat gezeigt, wie die verschiedenen Entscheidungsfelder ineinandergreifen und was sie jeweils auslösen können. Auch hier ist eine einfache Lösung eine Illusion. Jedoch ist klar geworden, wie wichtig es wäre, die Menschen von hier wirklich ernsthaft an der Gestaltung der eigenen Zukunft teilhaben zu lassen. Außerdem wünschen sich viele endlich klare und verlässliche Entscheidungen, damit eine Planbarkeit überhaupt erst ermöglicht und die momentan vorherrschende Unsicherheit überwunden werden kann.

Gemeinsam gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit

Eingetragen am 05.07.2018

5. Juli 2018 | By |

Am Sonntag, dem 24. Juni setzen wir einiges in Bewegung und zwar in Form unserer meet2respect-Tandemtour unter dem Motto „Gemeinsam Antisemitismus und Islamfeindlichkeit entgegenlenken“. Ganz im Sinne der von uns organisierten meet2respect-Unterrichtsbesuche von Tandems aus jüdischen und muslimischen Religionsvertreter*innen, die wir seit 2013 in mehrheitlich muslimischen Schulklassen durchführen, brachten wir nun 25 jüdisch-muslimisch besetzte Tandem-Fahrräder und Riksschas auf die Straße.

Beginnend am Holocaust-Mahnmal und vorbei beim Jüdischen Gemeindezentrum, der Synagoge am Fraenkelufer und der Mevlana-Moschee bahnte sich der Fahrrad-Korso unter Begleitung von zahlreichen Mitradler*innen, Presse und Polizei einen Weg durch Berlin. Endpunkt war der Bebelplatz und damit der Ort der Bücherverbrennung 1933. Dort fand ein Bühnenprogramm statt, bei dem u.a. die Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, Annette Widmann-Mauz, der Stellvertretende Regierende Bürgermeister, Dr. Klaus Lederer, und die Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, Sawsan Chebli, neben zahlreichen jüdischen und muslimischen Religionsvertreter*innen und dem Begegnungschor auftraten.

 

Erfreulich war die internationale Berichterstattung über die Veranstaltung, die von Washington Post und Fox News in den USA über islamische Medien wie Oumma.com, Medien in Israel wie Arutz Sheva – Israel National News und The Times of Israel bis hin zu Medien in Kambodscha, Thailand, China und Japan reichte. Selbstverständlich wurde auch in Deutschland und Europa darüber ausführlich berichtet. In Deutschland beispielsweise in Fernsehbeiträgen in ARD und ZDF, Berichten in Morgenpost, BZ oder auf Bento, in Frankreich beispielsweise auf Facebookbeitrag auf A+J francais, der knapp 1000 mal geteilt wurde, in UK beispielsweise auf Yahoo News oder auch bei Russia Today.

Aber es ging natürlich nicht nur darum, dass Juden und Musslime gemeinsam symbolhaft für ein friedliches Miteinander in die Pedale treten. Einerseits zeigten Imame und andere muslimische Vertreter*innen, dass sie sich klar gegen Antisemitismus positionieren, und sendeten ein Signal an alle Muslime in der Stadt, dass sich antisemitische Einstellungen nicht mit dem islamischen Glauben vereinbaren lassen. Andererseits hatten die jüdischen Beteiligten und alle, die über die Medien von der Aktion erfuhren, die Chance, sich ein Bild vom Islam und Muslimen zu machen, das den gängigen Stereotypen und der pauschalen Problematisierung widerspricht.