Meet2Respect
Mit jüdisch-muslimischen Tandems für Respekt und Toleranz
Leadership Berlin – Netzwerk Verantwortung e.V. engagiert sich seit vielen Jahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Abbau von Vorurteilen. Besonders sichtbar wird dieses Engagement im Projekt meet2respect, das 2014 ins Leben gerufen wurde. Ausgangspunkt war die Frage, wie man Antisemitismus in unserer Gesellschaft – insbesondere in Schulklassen mit hohem Anteil arabischstämmiger Schüler*innen – begegnen kann. Daraus entwickelte sich eine einfache, aber wirkungsvolle Idee: Jüdische und muslimische Religionsvertreter besuchen gemeinsam Schulklassen, um mit Jugendlichen über Respekt, Toleranz und den Umgang mit Andersgläubigen zu sprechen.
Die Wirkung dieser Begegnungen ist eindrucksvoll. Für viele Schüler*innen ist es überraschend zu erleben, dass ein Imam und ein Rabbiner sich freundschaftlich verbunden zeigen, gemeinsame Werte betonen und sich klar gegen Hass und Vorurteile aussprechen. Diese direkten Erfahrungen brechen Stereotype auf und ermöglichen echte Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus – ebenso wie mit Islamfeindlichkeit, die ebenfalls thematisiert wird. Inzwischen finden jährlich über 200 dieser Unterrichtsbesuche in Berlin statt, auch in Brandenburg ist das Projekt angekommen – weitere Bundesländer sollen folgen.
👉 https://meet2respect.de/unterrichtsbesuche/einblicke/
meet2respect Tandemtouren
Ein zweiter Ausdruck dieses Engagements sind die meet2respect-Tandemtouren, die seit 2015 regelmäßig durchgeführt werden. Was mit der Idee begann, einen Imam und einen Rabbiner gemeinsam auf ein Werbeplakat-Tandem zu setzen, entwickelte sich zu einer Fahrrad-Demonstration mit dutzenden jüdisch-muslimischen Tandems und hunderten Mitradelnden – unter dem Motto: „Juden und Muslime für Respekt und Toleranz“.
Die Touren wurden international beachtet – mit Berichterstattung u.a. in der Washington Post, Deutsche Welle, Times of Israel oder Daily Sabah. 2017 wurde das Format um Vertreter*innen des Christentums, Buddhismus, Hinduismus und des Humanistischen Verbandes erweitert – ein starkes Zeichen für den interreligiösen und weltanschaulichen Zusammenhalt. 2018 kehrte die Tour bewusst zur jüdisch-muslimischen Tandem-Form zurück – mit dem Schwerpunkt, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit gemeinsam entgegenzutreten.
Leadership Berlin setzte damit nicht nur auf Worte, sondern auf konkrete Begegnung, symbolische Aktionen und langfristige Wirkung. Um dem Projekt meet2respect ein eigenständiges Wachstum über die Grenzen Berlins hinaus zu ermöglichen, gründete Leadership Berlin 2020 das Projekt in eine eigene Gesellschaft – die meet2respect UG aus.
👉 Weitere Infos zur Tandemtour: https://meet2respect.de
Über die Tandemtour wurde international berichtet:
in Deutschland (Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, BILD, BZ, Jüdische Allgemeine, Quantara, Deutsche

Tandems mit Vertreter*innen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen


Jüdisch-muslimische Tandems

Abschlussfoto mit Integrations-Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Kultur-Senator Klaus Lederer, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek, u.a.
Thema Berufsorientierung
Projekt „Vertretungsstunde“
Ein wichtiges Feld gesellschaftlicher Verantwortung ist der Kontext Schule. Gerade an Sekundarschulen im sozialen Brennpunkt entscheidet sich in den Jahrgangsstufen 9 und 10 der weitere Lebensweg von jungen Menschen und ob diese später in der Lage sind, mit Erwerbstätigkeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Anliegen von Leadership Berlin ist die Tri-Sektoralität, also der Austausch und die Zusammenarbeit von Führungskräften aus Wirtschaft, öffentlichem und Non-Profit-Bereich. Ganz in diesem Gedanken halten wir es für sinnvoll, wenn öffentliche Schulen im Hinblick auf Berufsorientierung, Praxisnähe, gesellschaftlichem Verständnis und Vermittlung von sozialen Kompetenzen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen in den Unterricht mit einbeziehen.
Unser Kooperationspartner – die Zuckmayer-Oberschule
Eine Schule, mit der wir in diesem Bereich bereits seit einigen Jahren eng und gut kooperieren, ist die Zuckmayer-Oberschule im Neuköllner Rollbergviertel. Die Schülerschaft der Zuckmayer-Schule zeichnet sich sowohl durch einen hohen Anteil an Schüler*innen mit Migrationshintergrund (nicht-deutsche Herkunftssprache) als auch mit Hartz-IV-Bezug (Lehrmittelbefreiung) aus, die beide über 90% liegen. Die meisten Schüler*innen haben insofern keine Vorbilder im privaten Kontext von Erwachsenen, die mit einer abgeschlossenen Ausbildung oder Studium einer Berufstätigkeit nachgehen, von der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Hier setzen wir an und bringen Führungskräfte aus unserem Netzwerk – häufig in Begleitung mit türkisch- oder arabischstämmigen Auszubildenden – als Perspektivgeber in eine neunte Klasse, um dort im WAT-Unterricht (Wirtschaft – Arbeit – Technik) Einblicke in ihren beruflichen Werdegang und ihr Tätigkeitsfeld geben und mit den Schüler*innen über Berufsorientierung und Motivation sprechen.
Diesbezügliche „Vertretungsstunden“ organisieren wir zum Einen in unseren Leadership Programmen, in denen wir die teilnehmenden Führungskräfte als kommunikative Aufgabe als „Vertretungslehrer*innen“ in die neunten und zehnten Klassen schicken, um dann im Anschluss mit einem praktischen Bezug in ein Gespräch mit der Schulleitung über die Leadership-Herausforderungen im Kontext Schule zu sprechen. Zum Anderen organisieren Ehrenamtliche aus unserem Netzwerk einmal monatlich den Besuch von Führungskräften in einer neunten Klasse. Ehrenamtlich initiiert und koordiniert wurde das Projekt von 2017 bis 2021 von Carmen Vallero, Alumna unseres Leadership Programms 2016. Seit 2023 kümmert sich Alina Schmitz-Jung, Alumna aus unserem Leadership Jahresprogramm 2022 um die monatlichen Termine.
Führungskräfte, die bereit sind, eine solche Vertretungsstunde zu übernehmen, dürfen sich gerne bei uns melden!


Thema Grundgesetz
Richter*innen besuchen Schulklassen zum Tag des Grundgesetzes
Das Grundgesetz ist zwar schnell genannt, doch ist sein Inhalt leider wenig bekannt, wenn es um Freiheiten und Grundrechte geht. Gerade für die nachkommende Generation ist das Grundgesetz und seine Bedeutung als Rahmensetzung unserer Gesellschaft häufig wenig bekannt und greifbar.
Um daran etwas zu ändern, organisieren wir in unserem Projekt „Tag des Grundgesetzes“ zum Jubiläum des Grundgesetzes am 23. Mai seit dem Jahr 2022 den Besuch von aktiven und ehemaligen Richter*innen an Berliner Schulen, um mit den Schüler*innen anhand konkreter Beispiele über Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, den Schutz der Familie und andere Grundrechte ins Gespräch zu kommen.
Initiiert wurde das Projekt von unseren Mitgliedern Dr. Anja Teschner (Präsidentin des Gemeinsamen Juristischen Prüfungsamtes der Länder Berlin und Brandenburg) und Winfriede Schreiber (ehemals u.a. Präsidentin des Verwaltungsgerichts Cottbus und Leiterin des Brandenburger Verfassungsschutzes und zugleich Mitwirkende in unserem Beirat) und Tilmann Kötterheinrich-Wedekind, der als Schulleiter des Ernst-Abbe-Gymnasiums 2020 an unserem Collaborative Leadership Programm teilgenommen hatte und im Jahr 2022 im Leitungsstab „Bund-Kabinett-Parlament“ der Senatsverwaltung für Bildung tätig war.
Um ein Verständnis des Grundgesetzes zu entwickeln, wurden jeweils in Abstimmung mit Lehrer*innen kontroverse Themen identifiziert, anhand derer die Richter*innen mit den Schülern Aspekte des Grundgesetzes diskutierten.
Beispiel 1: Namensgebung
Am Beispiel Namensgebung zeigten Dr. Anja Teschner und der Familienrichter Dr. Wimmer in einer 9. Klasse der Kopernikus-Oberschule in Steglitz als Einstieg eine Filmszene aus dem Film „ Der Vorname“, in dem Eltern ihr Kind „Adolf“ nennen wollen. Sie debattierten dann mit den Schüler*innen darüber, ob Namen wie Dschihad, Pepsi-Carola, Obelix, Doktor oder Mausi zugelassen werden sollten. Nicht nur die Schüler*innen waren hier unterschiedlicher Meinung, auch die beiden Richter*innen zogen sich ihre Roben an und hielten Plädoyers mit jeweils unterschiedlichem Standpunkt ab. Die Schüler*innen konnten danach darüber abstimmen, welcher der Argumentationslinien sie folgen würden. Sie schätzten es sehr, so intensiv und kontrovers diskutieren und sogar einmal die Roben anprobieren zu können.
Beispiel 2: Meinungsfreiheit/Antisemitismus
Über die Grenzen der Meinungsfreiheit diskutierten Winfriede Schreiber und Werner Gräßle (Präsident des Amtsgerichts Lichtenberg) am Neuköllner Albert-Einstein-Gymnasium mit einer 10. Klasse. Anhand eines Liedtextes von Xavier Naidoo ging es dabei vor um die Fragestellung, ob der Sänger aufgrund dieses Textes als Antisemit bezeichnet werden dürfe. Es wurde angeregt darüber debattiert, welche Äußerungen durch die im Grundgesetz verankerte Meinungsfreiheit abgedeckt seien und wo die Grenze zu Beleidigung, Verleumdung oder übler Nachrede liegen könnte.
Beispiel 3: Meinungsfreiheit/Beleidigung
Ebenfalls um das Thema Meinungsfreiheit drehte sich ein Termin im darauffolgenden Jahr – bei einem Besuch von Winfriede Schreiber und Werner Gräßle im Gerhart-Hauptmann-Gymnasium in Berlin-Friedrichshagen. Gegenstand der „Verhandlung“, die die Schüler*innen in Rollen als Richterin, Staatsanwalt und Rechtsanwältin auch einmal sogar mit angelegter Richter-Robe durchspielen durften diverse Beschimpfungen, die gegenüber der Grünen-Politikerin Renate Künast in sozialen Medien geäußert wurden. Was ist davon von der Meinungsfreiheit gedeckt, was erfüllt den Tatbestand der Beleidigung? Dieses Beispiel war insofern besonders anschaulich, da auch manchen Schüler*innen Erfahrungen machen mussten, auf WhatsApp oder anderen sozialen Medien abwertend bezeichnet worden zu sein.
Die Schüler*innen freuten sich über die einmalige Gelegenheit, anhand solcher konkreter Beispiel ein besseres Verständnis des Grundgesetzes entwickeln zu können. Sie machten mitunter auch davon Gebrauch, die Sichtweise von Richter*innen zu verschiedenen Fragestellungen erfahren zu können, wie z.B. ob es gegen die Religionsfreiheit verstoße, wenn Lehrer*innen muslimischen Schüler*innen in der Pause das Beten auf dem Schulhof verbieten.
Wir danken allen beteiligten Richter*innen und der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz und dem Präsidenten des Kammergerichts Berlin, Dr. Bernd Pickel, für die freundliche Unterstützung und Bekanntmachung über diese Pressemitteilung. Des weiteren danken wir der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und den Schulleiter*innen und Lehrer*innen, die die Besuche am 23. Mai 2022, 2023 und 2024 ermöglichten. Und unser ganz besonderes Kompliment geht an die Schüler*innen dafür, wie aufmerksam, interessiert und engagiert sie an dieser außergewöhnlichen Unterrichtseinheit mitgewirkt haben.
Aktuell laufen die Planungen für die nächste Durchführung am 23. Mai 2025.
Werner Grässle, Präsident des Amtsgerichts Lichtenberg im Rückblick über den Unterrrichtsbesuch
Thema Resozialisierung
Das Leben draußen
Mit unserem Verein Leadership Berlin – Netzwerk Verantwortung e.V. widmen wir uns der gesellschaftlichen Dimension von Führungsverantwortung. In diesem Sinne bringen wir in Weiterbildungsformaten und Projekten Führungskräfte zusammen, die entsprechend der Vielfältigkeit ihrer Zusammensetzung einen multiperspektivischen Blick auf Gesellschaft gewinnen und die eigenen (Handlungs-)Möglichkeiten im Sinne des Gemeinwohls darin beleuchten. Ganz in diesem Sinne versuchen wir mithilfe der bei uns aktiven Führungskräfte ein konstruktives Gesellschaftsverständnis auch in Bereiche zu bringen, in denen dieses eher nicht vorhanden ist. Ein Beispiel für dieses Handlungsfeld – auch inspiriert durch die Teilnahme von Vollzugs- und Anstaltsleiter*innen des Strafvollzugs – haben wir die Resozialisierung von Straftäter*innen identifiziert und in einem Projekt aufgegriffen.
Neben regelmäßigen Programmtagen im Rahmen unserer Leadership Programme im Strafvollzug, wo es neben Einblicken in die Aufgaben, Bereiche und Strukturen der Justizvollzugsanstalten insbesondere um die Leadership-Herausforderungen von Führungskräften im Strafvollzug geht, haben wir insofern basierend auf ehrenamtlichem Engagement von Mitgliedern und ehemaligen Teilnehmenden das Projekt „Das Leben draußen“ initiiert. Das Projekt startete mit einer Phase von 2014 bis 2017 unter ehrenamtlicher Leitung unserer Alumni Crispin Hartmann (damals Abteilungsleiter in der IT der BSR) und Dieter Geuß (damals Leiter des Hospiz Schöneberg) in der JVA Moabit und wird seit 2019 von Tabea Perger und Klaus Baumeister (ehemals Hauptgeschäftsführer von rbb media) in der JVA für Frauen umgesetzt.
Im monatlichen Rhythmus organisieren wir den Besuch einer Führungskraft aus Wirtschaft, öffentlichem oder Non-Profit-Bereich in der Justizvollzugsanstalt für Frauen. Die Führungskraft stellt ihren Arbeitsbereich sowohl allgemein im gesamtgesellschaftlichen Zusammenspiel vor als auch ihre eigene Rolle und wie sie diese ausfüllt – d.h. ihre Motivation, Stakeholder, mit denen sie zu tun hat, Herausforderungen/Hürden, Erfolge, Misserfolge, die ihre Arbeit ausmachen usw.. Die Termine umfassen 120 Minuten, wobei mindestens die Hälfte der Zeit aus Interaktion besteht, sich also die Inhaftierten aktiv mit Fragen, Kommentaren, Feedback einbringen können. Die Führungskräfte kommen aus Medien, Stadtverwaltung, Interessens- und Wirtschaftsverbänden, der Justiz, der Agentur für Arbeit, gemeinnützigen Vereinen, Banken und anderen.
Die Inhaftierten zeichnen sich dadurch aus, dass sie viel Zeit zum Reflektieren haben und nicht allzu viele Impulse von Außen erfahren. Der Austausch hat insofern eine ganz besondere Intensität und kann dazu beitragen, bei den Inhaftierten ein besseres, konstruktiveres Gesellschaftsverständnis zu entwickeln und damit auch eine Vorbereitung für die Zeit nach ihren Haftstrafen, in der sie auf eine Gesellschaft stoßen werden, die sich verändert hat und in der sie möglicherweise umso mehr Probleme haben werden, sich abseits von Kriminalität ein neues Leben aufzubauen. Abgesehen davon kann es auch für die Führungskräfte, die die Gesprächstermine wahrnehmen, eine wertvolle, intensive Erfahrung darstellen, die ihnen helfen kann, sich besser auf Menschen und unterschiedliche Formen der Kommunikation einzustellen.
Wir danken allen Führungskräften aus unserem Netzwerk, die sich bereits als Gesprächspartner hinter Gitter begeben haben.
Thema Senioren
Unseren Anspruch, gesellschaftliche Vielfalt abzubilden, nehmen wir als Anstoß, auch eine Brücke zur älteren Generation zu schlagen, die außerhalb des aktiven Berufslebens steht. Und der Austausch mit älteren Menschen kann vielfache Erkenntnisgewinne bergen:
- in die Vergangenheit: um von den Erfahrungen einer früheren Generation zu lernen und ein anderes Verständnis für gesellschaftliche Veränderungen zu entwickeln
- in der Gegenwart: wie gehen wir als Gesellschaft mit unseren Alten um? Wie können wir als Gesellschaft Pflege und medizinische Unterstützung für ältere Menschen sicherstellen?
- in die Zukunft: irgendwann wird (hoffentlich) jeder in die dritte Lebensphase kommen. Gespräche mit heutigen Senioren bieten insofern einen Blick in die eigene Zukunft und kann uns helfen, uns besser darauf vorzubereiten.
Insofern bauen wir im Sinne unseres Mottos „begegne dem anderen“ auch in unterschiedlichsten Formen Brücken zwischen Führungskräften und Menschen in der dritten Lebensphase. Hier einige Beispiele:
1. Begegnungen im Rahmen unserer Leadership Jahresprogramme
Im Rahmen unserer Leadership Programme sind wir immer wieder in Pflegeeinrichtungen zu Gast. Bevor die teilnehmenden Führungskräfte mit Führungskräften von Pflegeheimen darüber sprechen, welche Herausforderungen sich diesen stellen und wie sie damit umgehen – schicken wir unsere Teilnehmenden zunächst einmal zum Besuchsdienst zu einstündigen Einzelgesprächen mit Bewohner*innen der Pflegeeinrichtung. Für die Bewohner*innen ist das eine willkommene Abwechselung und für die Teilnehmenden unseres Führungskräfteprogramms mitunter eine kommunikative Aufgabe, mit der sich die einen sehr leicht und die anderen etwas schwerer tun. Umso größer ist mitunter die positive Erfahrung, die schon manche*n Teilnehmer*in dazu gebracht hat, Ihrer „Programmtags-Oma“ dann noch weitere Besuche abzustatten. Ganz abgesehen bereitet dieser Einstieg umso besser auf die anschließenden Gespräche mit den Führungskräften der Pflegeeinrichtungen vor. Wie gelingt es diesen, im Kontext eines besonders verschärften Arbeitskräftemangels Mitarbeiter*innen zu gewinnen und zu halten?
Wie gelingt es diesen, im Kontext eines besonders verschärften Arbeitskräftemangels Mitarbeiter*innen zu gewinnen und zu halten? Wie gelingt unter diesen Umständen die Gewinnung von Ehrenamtlichen und die Einarbeitung von Menschen mit Migrationsgeschichte? Wie gehen die Beschäftigten damit um, dass jedes Jahr ca. die Hälfte der Bewohner*innen verstirbt? Wie sie die Zusammenarbeit mit dem Umfeld und mit ambulanten Pflegediensten aus? Diese und andere Fragen werden an den Programmtagen zwischen den Führungskräften der Pflegeeinrichtungen und den Teilnehmenden unserer Leadership Formate besprochen und in der Regel gehen beide Seiten mit vielen Erkenntnisgewinnen aus dem Tag. Wir freuen uns, dass wir mit unseren Programmformaten insofern immer wieder gern gesehene Gäste im Pflegeheimen sind, wie sich auch an diesem Artikel der Zeitschrift der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg ablesen lässt.
2. Besuchen und Deutsch sprechen – ein Social Impact aus einem Programm für Geflüchtete
Nach der Ankunft zahlreicher Geflüchteter aus Syrien im Jahr 2015 organisierten wir mit Unterstützung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands im Jahr 2017 unter dem Namen „Leadership in Dialogue“ ein Programmformat, an dem in gleicher Zahl Geflüchtete mit Führungserfahrung oder -Potential und Berliner Führungskräfte teilnehmen. Mit gemeinsamen Einblicken in Wirtschaft, öffentlichen und gemeinnützigen Bereich wurde besprochen, wie die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt besser gelingen kann. Einer dieser Programmtag fand im Pflegeheim Plänterwald des Union Hilfswerks statt, wo aus den Begegnungen der Teilnehmenden mit Fluchtgeschichte mit den Bewohner*innen des Pflegeheims die Idee entstand, daraus ein regelmäßiges Format zu entwickeln.
Unter dem Namen „Besuchen und Deutsch sprechen“ organisierten wir in Folge einmal im Monat den Besuch von Geflüchteten im Pflegeheim. Und auch hier gelang es, eine Win-Win-Situation herzustellen: für die Geflüchteten ist das Gespräch mit Senioren eine gute Möglichkeit, ihre Deutsch-Kenntnisse und das Verständnis der deutschen Geschichte und Kultur zu verbessern – für die Senior*innen ist der Besuch eine willkommene Abwechselung, haben doch viele sonst niemanden, der sie besucht. Einen Einblick über das Format, dessen Organisation wir 2018 in das Union Hilfswerk abgegeben haben, kann man sich anhand dieses Beitrag in der Zeitschrift Sternenzeit verschaffen.
3. Leadership Senior Circle und Seniors4Juniors
Der Übergang von der Berufstätigkeit in die dritte Lebensphase kann für Führungskräfte besonders herausfordernd sein – haben sich viele doch bislang in nicht unerheblichem Maße über ihre berufliche Tätigkeit und das „Machen“ und „Gestalten“ definiert, für das nach Eintritt in das Rentenalter möglicherweise das Betätigungsfeld fehlt. Zugleich verfügen ehemalige Führungskräfte über einen reichhaltigen Schatz an Erfahrungswissen, für den es gut wäre, ihn auch für zukünftige Generationen verfügbar zu machen. In diesem Sinne haben wir in einem Austauschformat „Leadership Senior Circle“ ehemalige Führungskräfte dazu ins Gespräch gemacht, ob und in welcher Weise Sie sich einbringen können. Herausgekommen ist dabei die Idee, mit dem Format Seniors4Juniors ehemalige Führungskräfte und Nachwuchsführungskräfte in einen Austausch inklusive möglichem Mentoring zu bringen. Wir freuen uns, dieses Format mittlerweile dreimal umgesetzt zu haben mit sehr positiven Rückmeldungen. Auch die Idee zu unserem Projekt „Tag des Grundgesetzes“, zu dem am 23. Mai 2023 ehemalige und aktive Richter*innen Schulklassen besuchen, um dort anhand konkreter Beispiele über das Grundgesetz zu diskutieren, entstammte aus dem Kreis ehemaliger Führungskräfte.