Beim Leadership Berlin Mittagstisch am 9. April trafen sich erneut Führungskräfte aus unterschiedlichsten Bereichen zum offenen Austausch. Thema diesmal: Regulatorik – ein Feld, das vielen zunehmend zu schaffen macht und gleichzeitig zentrale gesellschaftliche Funktionen erfüllt.

In der Diskussion wurden zahlreiche Beispiele genannt, wo Regularien Prozesse verlangsamen, Kosten in die Höhe treiben oder Entscheidungen erschweren – etwa im Bauwesen, im Zuwendungsrecht oder in der öffentlichen Verwaltung bei Personalentscheidungen. Die Zahl der Regularien in Gesetzen, Einzelnormen und Rechtsverordnungen hat sich in Deutschland in den letzten zehn Jahren um 18% erhöht. Deutschland gilt inzwischen als eines der am stärksten regulierten Länder weltweit.

Gleichzeitig wurde deutlich: Nicht alle Regeln sind überflüssig. Sie dienen oft dem Schutz von Gerechtigkeit, Umweltstandards oder finanzieller Transparenz.

Die zentrale Frage lautete daher:
Wo ist Regulierung notwendig – und wo wird sie zur Bremse?

Ein weiterer Punkt: Regulatorik beeinflusst auch die Verteilung von Ressourcen. Worauf wird der Fokus gelegt, wenn ein Rahmen gesetzt wird?
➡️ Auf die Details der Vorgabe?
➡️ Auf die tatsächliche Umsetzung und Wirkung?

Drei Praxisbeispiele für Bürokratieabbau wurden genannt:
EU-Berichtspflichten (CSRD): Die umfangreiche Nachhaltigkeitsberichterstattung mit über 800 Angaben soll künftig nur noch für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden gelten – eine spürbare Entlastung.
Balkonkraftwerke: Ein gelungenes Beispiel, wie Bürokratie vermieden werden kann – etwa durch bewussten Verzicht auf zusätzliche technische Vorgaben wie Spezialsteckdosen.
Pragmatische Lösung im Personalbereich: Ein Personalrat konnte nicht teilnehmen, gab jedoch im Vorfeld grünes Licht für Bewerbungsgespräche – eine flexible Lösung, ganz ohne starre Vorgaben.

Was diesen Austausch so besonders macht:
In unserem Netzwerk begegnen sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven:
Akteur*innen, die sich für bestimmte Regulierungen stark machen und solche, die einzelne Regeln kritisch sehen – mitunter stehen Personen sogar für die Schaffung einer neuen Regel und die Abschaffung einer anderen.

Gerade diese Vielfalt ermöglicht einen tiefen, offenen Dialog:
Wie funktioniert Lobbyarbeit?
Welche Perspektiven fließen in Regelsetzungen ein – und welche nicht?

Wir danken allen Beteiligten für den spannenden Austausch, den wir als Inspiration für unsere Programmformate nutzen können. Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Leadership Mittagstisch.