Bei unserer Mitgliederexkursion nach Eberswalde sind wir diesen Fragen nachgegangen. Drei Stationen, viele Perspektiven – und ein gemeinsamer Nenner: Leadership braucht Kontext, Austausch und den Mut, neue Wege zu denken.

Führung zeigt sich in vielen Formen – auch abseits von Konferenzräumen und Strategiemeetings. Im Rahmen unserer Mitgliederexkursion nach Eberswalde haben wir gemeinsam mit Führungskräften, Mitgliedern und Gesprächspartner*innen unterschiedliche Kontexte von Leadership erkundet – vom Zoo über die Industrie bis in den Wald.

Station 1: Zoologischer Garten Eberswalde

Zoodirektorin Paulina Ostrowska führte uns nicht nur durch eine beeindruckende Tierwelt, sondern auch durch die komplexen Rahmenbedingungen ihres Führungsalltags:
Wie führt man einen Zoo – zwischen öffentlicher Trägerschaft, gemeinnützigem Förderverein, kreativen Finanzierungsmodellen und engem Austausch mit der Stadtverwaltung?
Überraschend für viele: Tiere aus dem Artenschutzprogramm werden nicht gehandelt, sondern nach klaren Kriterien und Wartelisten zugeteilt – ob London, Paris oder Eberswalde, entscheidend ist die Position auf der Liste.
Die Teilnehmenden hörten interessiert, welche Fördermöglichkeiten Paulina Ostrowska und ihr Zoo aktuell nutzen – wie z.B. die Tigerradtour, bei dem die Startgelder einer 100 km oder 200 km langen Radtour durch Brandenburg dem Förderverein des Zoos zugutekommt. Und daran anknüpfend steuerten unsere Mitglieder Ideen für weitere Fördermöglichkeiten bei.
Der Zoo Eberswalde, der immerhin auch über Löwen, Tiger, Affen, Krokodile verfügt wirtschaftet mit einem jährlichen Budget von 3 Millionen Euro und kommt mit vergleichsweise wenigen öffentlichen Zuschüssen aus. Es war auch interessant zu erfahren, dass es dem Zoo Eberswalde gelungen ist, den Zoo zu einem Ort deutsch-polnischer Zusammenarbeit zu machen und er auch von vielen Familien aus Polen besucht wird.

Die Einblicke in den Zoo Eberswalde zeigten, wie unternehmerisches Denken, Verhandlungsgeschick und Begeisterung für eine Sache zusammenwirken können.

Station 2: Ardelt Kranbau GmbH

Unsere zweite Station führte uns in die Werkshallen eines Unternehmens mit über 100 Jahren Tradition – die mit der Insolvenz im Jahr 2022 zu enden drohte. Der frühere Mitarbeiter Uwe Grünhagen wagte im Alter von 60 Jahren als geschäftsführender Gesellschafter die Neugründung.
Es gelang ihm, Banken, Kunden und ehemalige Mitarbeitende zu überzeugen und er gab uns Einblicke in die Produktionshalle und die Herausforderungen moderner Unternehmensführung im industriellen Mittelstand: Wie begegnet man massiven Kursschwankungen, steigenden Transportkosten und globalen Unsicherheiten? Welche Rolle spielen Vertragsgestaltung, Risikoteilung mit Kunden und der Zugang zu Bankkrediten, wenn ein Produkt wie ein schienengebundener Drehkran vier Jahre vom Erstkontakt bis zur Auslieferung benötigt?
Adelt Kranbau ist heute einer der letzten Anbieter dieser Spezialkräne in Europa – eine Nische mit globaler Nachfrage. Die Führung durch die Produktion machte deutlich, wie viel unternehmerische Anpassungsfähigkeit gefragt ist, wenn Personalgewinnung, Umweltauflagen und Energiepreise das Tagesgeschäft mitbestimmen.

Station 3: Lebensrealitäten zwischen Eberswalde und Berlin im Vergleich

Am Samstagabend kamen wir mit unseren Eberswalder Alumni Gordon Klavehn, Leiter Technische Projektsteuerung bei Stromnetz Berlin und Sebastian Heimann, Geschäftsführer des Deutschen Familienverbandes und Vorsitzender der CDU Eberswalde ins Gespräch – über Unterschiede zwischen Stadt und Land, Lebensrealitäten in Eberswalde vs. Berlin, Verwaltungsprozesse und Verkehrsanbindungen.
Auch hier zeigte sich: Führung ist immer auch eingebettet in gesellschaftliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen.

Station 4: Forstbotanischer Garten Eberswalde

Der Sonntag führte uns schließlich in den Forstbotanischen Garten Eberswalde, wo Tilman Langer uns durch die Herausforderungen unserer Wälder begleitete. Interessant war beispielsweise die Erkenntnis, dass ohne menschlichen Einfluss sich in unseren Breiten die Rotbuchen durchsetzen würden, da sie in jungen Jahren mit wenig Licht auskommt und in ausgewachsener Form mit ihrem dichten Blätterdach anderen Arten das Licht wegnimmt, die eine beschattete Kindheit und Jugend nicht so einfach wegstecken können.
Und dass die Rotbuche im Gegensatz zur Fichte auch besser gerüstet für einen Anstieg der Temperaturen und längeren Trockenperioden ist. Erstaunlich für viele war sicherlich auch, dass Monokulturen von Fichten – wie beispielsweise im Harz – lediglich aufgrund der wirtschaftlichen Interessen der Forstwirtschaft existieren und sie aufgrund der Unfähigkeit, mit dem Klimawandel einhergehende längere Trockenperioden unbeschadet zu überstehen, jetzt ausgetauscht werden müssen.
Tilman Langer bot einen spannenden Einblick in Wettbewerb und Collaboration von Flora und Fauna die natürliche Resilienz und die Konkurrenz der Bäume – und die Frage, wie viel Gestaltung der Mensch in der Natur wirklich leisten kann oder sollte.

Fazit:

Führung begegnet uns überall – im Zoo, in der Industrie, im Wald. Diese Exkursion hat einmal mehr gezeigt, wie vielseitig Leadership gedacht und gelebt werden kann – und wie wichtig der Austausch über Grenzen von Disziplinen und Orten hinweg ist.