Den siebten Programmtag unseres Collaborative Leadership Programms 2024 widmeten wir einem zentralen Thema für Führungskräfte: Verantwortung. Nachdem wir die letzten Programmtage im Juni und Juli im Norden Berlins beim Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science und der JVA Tegel verbracht haben, führte uns unser Weg diesmal an die Zuckmayer-Sekundarschule im Neuköllner Rollbergviertel.

Ganz im Sinne unserer experiential learning-Methodik übernahmen die teilnehmenden Führungskräfte gleich zu Beginn Verantwortung – als Vertretungslehrerinnen in den 9. und 10. Klassen. In einer Schule, an der 96 % der Schülerinnen eine Migrationsgeschichte haben und etwa 90 % in Haushalten mit Transferleistungen aufwachsen, waren die Impulse unserer Teilnehmer*innen zu beruflichen Lebenswegen besonders wertvoll und willkommen.

Die positiven Erfahrungen unserer Führungskräfte führten sogar dazu, dass einige von ihnen anboten, noch einmal wiederzukommen oder Exkursionen in ihre Unternehmen, Behörden oder Organisationen für die Schulklassen zu ermöglichen.

Verantwortung – eine Frage an die Gesellschaft

Im Gespräch mit der Schulleiterin, Frau Stollin, und ihrer Stellvertreterin, Frau Drochner, stellten wir uns gemeinsam die Frage: Wo liegt die Verantwortung dafür, dass Schüler*innen erfolgreich ihren beruflichen Werdegang starten können? Und wer trägt die Verantwortung, wenn dies nicht gelingt?

  • Bei der Politik, die zwar viel über Integration spricht, aber gleichzeitig eine Segregation an Schulen zulässt, an denen nahezu 100 % der Schüler*innen nicht-deutscher Herkunftssprache haben?
  • Bei den Eltern, die – auch wenn sie selbst Bürgergeld beziehen – mehr Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Kinder übernehmen sollten?
  • Bei den Lehrkräften, die nicht nur den Lehrplan, sondern auch Erziehung, gesellschaftliche Werte und Berufsorientierung vermitteln sollen?

Wie es so treffend heißt: „Wenn man mit einem Finger auf andere zeigt, zeigen drei Finger auf einen selbst.“ In diesem Sinne wurde deutlich: auch unsere Gesellschaft als Ganzes und wir als Führungskräfte sind gefordert, Verantwortung zu übernehmen und jungen Menschen mit erschwerten Startbedingungen den Weg zum beruflichen Erfolg zu ebnen.

Positives Signal aus der Schule

Unsere Teilnehmenden nahmen einen überwältigend positiven Eindruck von den Schülerinnen mit: echtes Interesse, Neugier und ein offener Austausch über berufliche und private Lebenswege. Die Schulleitung, Kristin Stollin und Sabine Drochner, demonstrierten eindrucksvoll, wie sie es geschafft haben, mit großem Engagement und einer 100%igen Personalabdeckung den Schülerinnen vielfältige sozialpädagogische und berufsorientierte Angebote zu machen. Ihr Einsatz zeigt, dass man an einer Schule im sogenannten „sozialen Brennpunkt“ nicht nur arbeiten, sondern wahrhaftig für die Aufgabe brennen kann.

Verantwortung übernehmen und abgeben – eine Diskussion mit Vorbildern

Am Nachmittag tauchten unsere Teilnehmenden in Kleingruppen tiefer in das Thema ein: Was bewegt Menschen dazu, in großem Umfang Verantwortung zu übernehmen, und wie gelingt es ihnen, Verantwortung auch abzugeben? Diskutiert wurde mit inspirierenden Persönlichkeiten, darunter:

  • Constanze Schlecht, Vorstands-Oberin des Evangelischen Diakonievereins Zehlendorf, der Pflegepersonal in rund 50 Kliniken, Alten- und Pflegeeinrichtungen einsetzt.
  • Nicolai Schwarzer, Geschäftsführer der Schwarzer Unternehmensgruppe und Organisator der Großdemo „Nie wieder ist jetzt! Deutschland steht auf“ gegen Antisemitismus.
  • Petra Merkel, Präsidentin des Internationalen Bundes und ehemalige Bundestagsabgeordnete (SPD).
  • Sabine Werth, Gründerin der bundesweiten Tafel-Bewegung und Vorstandsvorsitzende der Berliner Tafel.

Wir danken allen Beteiligten für den wertvollen Austausch. Der Tag bot allen – von den Schülerinnen über die Lehrkräfte und die Schulleitung bis hin zu den teilnehmenden Führungskräften und Gesprächspartnerinnen – die Gelegenheit, voneinander zu lernen, sich auszutauschen und gemeinsam Verantwortung zu leben.